Montag, 18. November 2013

Andreas Portugal berichtet: Rückblick 16.11.2013





2 Tage sind seit der Fährüberfahrt vergangen. 2 entscheidende Tage für den Einsatz.  2 Tage mit so eindrucksvollen Erlebnissen, dass diese so schnell nicht vergessen werden. Aber der Reihe nach ...


Nach unser Ankunft in Ormuc war das primäre Ziel, ein Auto plus Fahrer zu organisieren. Nach knapp 2 Stunden hatten wir alles zusammen. Es war mittlerweile dunkel geworden. Beim Beladen unseres Fahrzeugs bemerkten wir den Verlust eines Rucksackes. Er war wohl einem Moment der Unachtsamkeit zum Opfer gefallen. .... Da wir noch einen weiten Weg hatten, konnten wir nicht lange trauern.


Unser Fahrzeug war eine Mischung aus Tuk Tuk und Kleinbus. Die Seiten und hinten waren offen. Der Gestank nach Abgasen und Feuer hing in der Luft. Unterwegs wechselte unser Fahrer zum Glück das Fahrzeug. Das ältere röchelte schon verdächtig bei jeder kleinen Anstrengung. Allerdings standen wir wieder vor dem Problem des Tankens. Der Grossteil der Tankstellen auf der Insel ist zerstört. So entwickelt sich ein reger "Einzelhandel" an der Straße mit Benzin und Diesel. Dieser wird in CocaColaFlaschen zum dreifachen Preis angeboten. 

Zwischen den ziemlich starken Regenfaellen gab es immer wieder wolkenfreie Phasen in denen der Fastvollmond die Umgebung erhellte. Dabei wurde uns das Ausmaß der Zerstörung in Umrissen sichtbar. Alles wirkte irgenwie gespenstisch. Da der Sturm die komplette Stromversorgung zerstört hatte, waren der Mond, die Scheinwerfer der Autos und Feuer/Kerzen das einzige Licht. Auf der Suchen nach Kraftstoff fuhren wir durch mehrere zerstörte kleine Orte an der Strecke. An einem Marktplatz wurden wir dann fündig. Unser Fahrer wollte nur eine "Flasche" tanken, wir allerdings hatte die viele Fahrerei satt und bestanden auf Volltanken. Das löste natürlich den Jubel der Verkäufer aus. Schnell bildete sich eine grosse Traube Menschen um uns. Auch wenn alle freundlich gucken und lachten, war mir bei einer solchen Menschenmasse um mich herum nicht wohl. Zumal die Beleuchtung des Ganzen aus einem brennendem "Molotow" Cocktail bestand, d. h. einer Colaflasche mit einem brennenden Lappen darin. Diese wurde ab und zu mal geschüttelt, damit der Lappen wieder genug Saft zum brennen hat. Ich wollte da weg!! Der Fahrer sagte uns bei der Weiterfahrt, dass der Ort jetzt wieder genug Geld für Reis hat, dank unseres Benzinkaufs...






Danach ging es weiter durch die Nacht. Der Regen wurde heftiger, wir wurden müder. In einem Ort namens AlangAlang sollten wir nach einem Typen namens "BoyBoy Decina alias Banong" suchen, hatte uns eine Familie geraten, die die Insel verliess . Dieser habe den Schlüssel für ihr Haus. Dort dürften wir schlafen.


Der Ort sah fürchterlich aus. Nur zerstörte Häuser. Dauerregen. Nur unter ein paar Vordächern brannte ein Feuer , an dem sich Leute trafen. Ich habe nicht daran geglaubt, dass irgendjemand diesen Namen kennen würde, der sich unter uns im Auto zu einem lustigen Wortspiel  entwickelt hatte. Aber fast jeder den wir fragten, kannte ihn und schickte uns in eine Richtung. Hierbei sollte man wissen, dass ein Philippino niemals zugeben würde, den Weg nicht zu kennen. Lieber zeigt er in eine Richtung und sagt "Da lang". 

Irgendwann standen wir vor einer selbstgebauten Strassensperre. Dahinter hatte sich ein Teil der Bewohner aus Sicherheitsgründen verschanzt. Unsere gesuchte Person war auch dabei. Er war im Unterschied zum Rest der Bewohner nicht sonderlich an uns interessiert. Nur auf Druck der Bewohner war er zu überreden, mit uns zu dem Haus fahren.

Dort angekommen, erzählte er uns, er habe keinen Schlüssel und hier würde er sowieso nicht schlafen. Auch die Nachbarin, die geweckt worden war, hatten keinen. 

So hatten wir kurz vor Mitternacht immer noch kein Quartier. Ein Bewohner riet uns zum Rathaus zu fahren. Das war zwar stark beschädigt, aber die Krankenstation war noch intakt. Die Gemeindeschwestern stellten uns zwei Zimmer zur Verfügung, wo wir endlich ein paar Stunden Schlaf fanden.


Das kommende Morgengrauen hatte seinen Namen nicht umsonst ....




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